Hongkong

Eindrücke aus einer der grünsten Metropolregionen Asiens

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Blick auf das Stadtviertel "Central" mit dem 412 Meter hohen Two International Finance Centre und dem Hong Kong Observation Wheel, einem 60 Meter hohen Riesenrad

Hongkong (offiziell "Sonderverwaltungszone Hongkong der Volksrepublik China") liegt an der Südküste der Volksrepublik China. Die Gesamtfläche von ca. 1.114 km² verteilt sich auf drei Stadtgebiete: Kowloon, Hong Kong Island und die New Territories, zu denen auch Lantau Island und etwa 260 kleinere Inseln gehören. Um zu verstehen, wie aus diesen drei Stadtteilen ein Gebilde entstehen konnte, das wir heute schlicht als "Hongkong" bezeichnen und warum es sich nicht um einen selbstständigen Staat handelt, muss man ein wenig in der Geschichte graben.

Historisches Teil 1: Hong Kong Island

Die Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.), die zweite Dynastie des chinesischen Kaiserreiches, baute die Südspitze Hongkongs zu einem bedeutenden Handelszentrum aus, speziell für Salz und Perlen. Im Jahr 1513, zu Zeiten der Ming-Dynastie, kam mit dem Portugiesen Jorge Alvares der erste Europäer in die Region. 1557 durften die Portugiesen eine dauerhafte Handelsstation einrichten. Bald folgten weitere europäische Nationen, um von hier aus, mit arabischen, chinesischen, indischen und japanischen Kaufleuten zu handeln. Ab 1635 tauchten auch britische Schiffe vor den Küsten Chinas auf. Mitte des 19. Jahrhunderts stieg die Nachfrage aus Europa nach chinesischen Luxusgütern (Seide, Porzellan und insbesondere Tee) enorm an. 

Gemäß einer Anordnung der kaiserlichen Regierung durften chinesische Waren nur im Austausch gegen Silber verkauft werden. Durch den regen Handel erhielt China enorme Mengen an Silber, was den europäischen Nationen große Handelsdefizite bescherte. Die Briten planten, ihr Handelsdefizit durch Geschäfte mit Opium auszugeichen. Private britische Kaufleute erwarben das in Indien produzierte Opium und brachten es zu chinesischen Händlern. Diese bezahlten mit Silber. Weil jetzt zu viel Silber aus China abfloss, entstand ein Außenhandelsdefizit zu Ungunsten der Chinesen. 

Es gab noch ein zweites Problem. Die Anzahl von Todesfällen durch den Konsum von Opium stieg sprunghaft an. Die chinesische Regierung ergriff erste Maßnahmen und verbot den Handel im Jahr 1799.Durch ein gut durchdachtes Schmuggelsystem mit schwimmenden Lagerhäusern vor der Küste, wurden die Kontrollen der chinesischen Beamten umgangen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts beteiligten sich Händler aus den Vereinigten Staaten von Amerika an diesem lukrativen Geschäft und brachten minderwertiges, aber billiges Opium aus der Türkei auf den chinesischen Markt. Das hatte zur Folge, dass die Nachfrage nach Opium noch weiter anstieg. 

Im März 1839 wurde der kaiserlichen Sonderkommissar Lin Zexu mit der Aufgabe betreut, den Opiumhandel endgültig auszurotten. Vorräte in Lagerhäusern und Fabriken wurden beschlagnahmt, britische Schiffe wurden geentert und das Opium an Bord zerstört. Ausländische Kaufleute sollten eine Bürgschaft unterzeichnen, in der sie sich unter Androhung der Todesstrafe verpflichteten, nicht mit Opium zu handeln. Die britische Regierung lehnte die Unterzeichnung ab, da sie der Meinung war, dass dies gegen den Grundsatz des freien Handels verstieß. Von 1839 bis 1842 kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Großbritannien und der Qing-Dynastie, die heute als der "Erste Opiumkrieg" bezeichnet werden.

Die Briten gingen als Sieger aus diesem Konflikt hervor. Nahezu alle ihre Ziele wurden im August 1842 in den Vertrag von Nanking eingearbeitet. Die Chinesen verloren die Souveränität über ihren Außenhandel, ihre Märkte wurden für die Briten und andere Nationen geöffnet. Zudem mussten sie Reparationen für die britischen Kriegskosten und das vernichtete Opium leisten. Dem Vereinigten Königreich wurde das Besitzrecht an Hong Kong Island übertragen.

Historisches Teil 2: Kowloon und die New Territories

Nach dem Ersten Opiumkrieg stagnierten die Exporte von Europa nach China. Die Briten machten die chinesische Regierung verantwortlich und verlangten die Legalisierung des Opiumhandels und den Zugang zu weiteren chinesischen Häfen. Wieder kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen, dem "Zweiten Opiumkrieg" von 1856 bis 1860, an dem sich auch Frankreich an der Seite der Briten beteiligte. Mit militärischer Gewalt wurde den Chinesen ein weiterer Vertrag aufgezwungen, der Vertrag von Tianjin, der später um die Pekinger Konvention erweitert wurde. Vertragsparteien waren China einerseits und die ausländischen Mächte Großbritannien, Frankreich, Russland und die USA andererseits. Im Ergebnis wurden weitere Häfen für den Handel geöffnet, der Import von Opium wurde ausdrücklich gestattet, Englisch wurde offizielle Verkehrssprache und wieder musste China Reparationszahlungen leisten und Gebiete abtreten. Die Briten übernahmen den südlichen Teil von Kowloon (südlich der Boundary Street).

Im Juni 1898 wurde in Peking die "Convention for the Extension of Hong Kong Territory" zwischen China und dem Vereinigten Königreich unterzeichnet. Darin wurden den Briten das nördliche Kowloon und die "New Territories", mit  Lantau und über 230 weiteren Inseln für 99 Jahre unentgeltlich verpachtet.

Historisches Teil 3: 1997

Als das Ende des Pachtvertrages für die New Territories allmählich näher rückte, begannen in den 1970er Jahren die Verhandlungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Volksrepublik China. 1984 wurde die "Gemeinsame Chinesisch-Britischen Erklärung" unterzeichnet. Staatsrechtlich wäre Großbritannien nur zur Rückgabe der New Territories verpflichtet gewesen. Eine nur aus Hongkong und Süd-Kowloon weiterbestehende Kronkolonie ohne das Hinterland der New Territories schien nicht sinnvoll und hätte vermutlich einen dauerhaften Konflikt mit der Volksrepublik bedeutet. Daher einigten sich beide Seiten auf die vollständige Rückgabe aller britischen Besitzungen (Hongkong Island, Kowloon und New Territories) zum Ende des Pachtvertrages im Jahr 1997.

Die Volksrepublik sicherte zu, dass Hongkong entsprechend dem Grundsatz „Ein Land, zwei Systeme“ weitere fünfzig Jahre nach der Übergabe ein liberal kapitalistisches Wirtschaftssystem behalten werde. Bis 2047 gilt für Gesamt-Hongkong der Status einer Sonderverwaltungszone.

Eine Sonderverwaltungszone ist kein souveränen Staat, hat aber eine eigene Zollverwaltung, eine eigene Handelspolitik, eigene Polizeikräfte, eine eigene Amtssprache, ein eigenes Hochschul- und Bildungssystem und ist Mitglied in der Welthandelsorganisation (WTO). Außerdem bleibt es aufgrund des historischen Erbes einer britischen Kolonie beim Linksverkehr.


Karte

Hongkong oder Hong Kong?

Im deutschsprachigen Raum ist die Schreibweise Hongkong korrekt. Das gilt auch für einige andere Sprachen, wie zum Beispiel Niederländisch, Polnisch, Dänisch, Finnisch, Schwedisch und Norwegisch.
Für zahlreiche andere Sprachen wie Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Türkisch oder Portugiesisch gilt die Schreibweise Hong Kong.
Im chinesischen Mandarin stellt sich diese Frage nicht, hier heißt es Xianggan.

Wörtlich übersetzt bedeutet Hong Kong "Duftender Hafen". 

Flagge Hongkong Der Entwurf der Flagge Hongkongs stammt vom Hongkonger Architekt Tao Ho. Zum Einsatz kam sie erstmals am 1. Juli 1997.

Auf dem roten Hintergrund ist eine fünfblättrige Blüte abgebildet. Die Blüte stammt vom Hongkong-Orchideenbaum (Bauhinia × blakeana), einer in Hongkong endemischen Art. Biologisch betrachtet, ist Bauhinia × blakeana ein Hybride aus Bauhinia purpurea und Bauhinia variegata.

Die weiße Blüte symbolisiert die Stadt Hongkong, die fünf Sterne auf den Blütenblättern zeigen die Zugehörigkeit Hongkongs zu China. Wie die fünf Sterne auf der Flagge Chinas steht sie für die kommunistischen Partei und die vier Klassen, aus denen sich das chinesische Volk zusammensetzt. Gemäß einer Rede von Mao Zedong im Jahr 1949 sind das Arbeiter, Bauern, Kleinbürger und die nationale Bourgeoisie.

Dragon's Back
Der berühmte Wanderweg auf Hong Kong Island

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Nur wenige Kilometer von der City entfernt, befindet man sich in einer völlig anderen Welt. Pure Natur, Ruhe, fantastische Wanderwege und eine überraschend abwechslungsreiche Tier- und Pflanzenwelt. Der sicherlich berühmteste Wanderweg ist der Drachenrücken (Dragons' Back). Der Name stammt vom welligen Profil des Bergrückens, das an einen Drachen erinnern soll.

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Blick auf Kwun Tong District im östlichen Teil der Kowloon-Halbinsel

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Blick auf Hung Hom im Südosten der Halbinsel Kowloon. Links das Harbourfront Landmark, ein 233 Meter hohes Luxuswohnhochhaus,
in der Mitte die Laguna Verde, eine private Wohnsiedlung mit 25 Wohnhochhäusern

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Eastern District mit dem One Island East (298 Meter hoch, 69 Etagen)


Von den 1.114 km² Landfläche sind etwa 25 Prozent bebaut. Seit 1887 wurden durch Landgewinnung rund 70 km² gewonnen. Betrachtet man die besiedelten Gebiete, liegt die Bevölkerungsdichte bei etwa 6.700 Einwohnern pro km². Das ist weltweit der zweithöchste Wert nach Macau, ebenfalls eine Sonderverwaltungszone der Volksrepublik China. Der größte Anteil der 7,5 Millionen Einwohner lebt in meist sehr kleinen Wohnungen in Hochhäusern. Hongkong hat mehr als 550 Gebäude, die höher als 150 Meter sind. Das ist weltweit einmalig. Höchstes Gebäude ist das International Commerce Centre (ICC) mit 484 Metern.

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Eine Fähre vor dem Eastern District

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Hongkong in der Dämmerung

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Hongkong bei Nacht


Bezüglich der Bauart lassen sich Wohn- und Bürogebäude oft nur schwer unterscheiden. Es gibt aber ein starkes Indiz. Häuser, an den die Wäsche zum Trocken außerhalb der Fenster aufgehangen wird, sind ohne Zweifel Wohnhäuser. Nicht selten verfügt eine ganze Familie über eine Wohnfläche von nicht viel mehr 20 m², es gibt also kaum Platz zum Trocknen der Wäsche innerhalb der Wohnung. Nicht ganz ohne Risiken, wie uns eine Einheimische berichtete. "Socken können fliegen" sagt man, wobei gerne auch andere Kleidungsstücke das Weite suchen. Die geringe Wohnungsgröße ist schnell erklärt, denn es gibt nur wenig Fläche zum Bau von Wohnhäusern. So ist es nicht verwunderlich, dass die durchschnittlichen Kosten für Wohnraum die höchsten weltweit sind.

Trotz der hohen Bevölkerungsdichte ist Hongkong eine der grünsten Metropolregionen Asiens. Wie kann das sein? Der Grund liegt in der besonderen Topographie. Nur rund ein Viertel der Landfläche ist bebaubar. Der weitaus größere Teil ist so bergig und steil, dass er nicht bebaut werden kann. Es gibt auch so gut wie keine landwirtschaftlich genutzte Fläche und es gibt kein Süßwasser. Anders ausgedrückt: Drei Viertel der Landfläche sind mit Bäumen und Sträuchern bewachsen. Etwa 40 Prozent der Landfläche Hongkongs sind Naturparks. Auch wenn es noch so eng und hektisch in den Wohn- und Geschäftsvierteln zugeht, in wenigen Minuten ist man in der Natur.  Dort findet man Ruhe, fantastische Wanderwege wie zum Beispiel Dragon's Back auf Hong Kong Island und eine überraschend abwechslungsreiche Tier- und Pflanzenwelt. 

Hong Kong Light Show – Symphony of Lights

Jeden Abend um 20 Uhr gibt es am Victoria Harbour die Lichtershow "Symphony of Lights". Über 40 Gebäude auf beiden Seiten des Hafens werden für die Show beleuchtet. Farbige Lichter und Laserstrahlen werden mit Musik synchronisiert und sorgen für eine großartige Show, laut Guinness World Records die „größte permanente Licht- und Tonshow der Welt“. Wir haben die beeindruckende Veranstaltung von einem Boot aus aufgenommen. Viel Vergnügen:  📽️ Video ansehen

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