Vietnam, die Bambusstange mit zwei Reisschalen
Vietnam, amtlich Sozialistische Republik Vietnam (Cộng hoà Xã hội chủ nghĩa Việt Nam), ist ein etwa 1.650 Kilometer langer Küstenstaat in Südostasien. Die Ost-West-Ausdehnung beträgt rund 600 Kilometer an der breitesten und nur 50 Kilometer an der schmalsten Stelle. Es gibt eine über 3.700 Kilometer lange Landesgrenze zu den drei Nachbarstaaten China, Laos und Kambodscha. Drei Viertel des Landes sind geprägt von Bergen und Hochebenen. Die Silhouette wird gerne umschrieben als „Bambusstange mit zwei Reisschalen“. Im Norden und im Süden befinden sich zwei fruchtbare reisliefernde Flussdeltas. Diese sind verbunden durch ein schmales und eher karges Gebiet. Die Hauptstadt Vietnams ist Hanoi mit etwa 8,8 Millionen Einwohnern. Mit und 14 Millionen Einwohnern ist Ho-Chi-Minh-Stadt (ehemals Saigon) die bevölkerungsreichste Stadt. Weitere bedeutende Städte sind Hải Phòng, Cần Thơ und Đà Nẵng.
Seit der Wiedervereinigung von Nord- und Südvietnam am 2. Juli 1976 gilt die nordvietnamesische Flagge als Nationalflagge für ganz Vietnam. Diese tauchte erstmals 1940 während des Aufstands in Cochinchina gegen die französische Herrschaft im Süden Vietnams auf.
Zu sehen ist ein goldener (oder gelber) Stern mit fünf Zacken vor einem roten Hintergrund. Die rote Farbe gilt als Symbol für das Blutvergießen, den Kampf und den Erfolg der Revolution. Der fünf Zacken des Sterns stehen für die fünf Klassen der Gesellschaft: Unternehmer, Bauern, Arbeiter, Intellektuelle und Soldaten. Die Farbe des Sterns repräsentiert die vietnamesische Ethnie, ausgehend von der Selbstwahrnehmung, dass Asiaten eine gelbe Hautfarbe haben.
Vietnam beherbergt etwa 16.000 Pflanzenarten, von denen 10 % endemisch sind. Die Fauna Vietnams umfasst u.a. 7.750 Insekten, 260 Reptilien, 120 Amphibien, 840 Vogelarten, 310 Säugetierarten und mehr als 2.400 Arten von Meeresfischen. 100 Vogelarten und 78 Säugetierarten sind endemisch. Vietnam hat zwei Weltnaturerbestätten, die Halong-Bucht und den Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark. Es gibt neun Biosphärenreservate, darunter den Mangrovenwald von Can Gio, das Delta des Roten Flusses, das Mekong-Delta und den Meerespark Cu Lao Cham.
Halong-Bucht (Vịnh Hạ Long)

Die Halong-Bucht
Die Halong-Bucht ist ein etwa 1.500 km² großes Gebiet im Golf von Tonkin im Norden Vietnams, etwa 160 Kilometer entfernt von Hanoi. Sie wurde 1994 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Die Bezeichnung "Bucht" ist ein wenig verwirrend, denn tatsächlich handelt es sich um eine Gruppe von mehr als 1.900 Inseln und Felsen, die zum Teil mehrere hundert Meter aus dem Wasser ragen. Die größte Erhebung beträgt über 330 Meter.
Verantwortlich für die Entstehung der Felsenlandschaft ist die Verkarstung, das sind natürliche chemische Auflösungs- und Zersetzungsprozesse an Gesteinen durch Wasser. Dabei dringt Wasser in den Kalkstein ein und wäscht Kalk und Mineralien aus. Das abfließende Wasser dringt in Hohlräume ein und kreiert im Laufe der Jahrtausende wunderbare Tropfsteinhöhlen.
Die größte Insel ist Cát Bà mit 354 km². Hier lebt auch eine der seltensten Primatenarten der Welt, der endemische und vom Aussterben bedrohte Cat-Ba-Langur (Trachypithecus poliocephalus). Viele der Kalkfelsen sind mit Pflanzen bewachsen, auf den größeren Felsen existiert teilweise dichter Dschungel. Es gibt zahlreiche Grotten und Höhlen und einige wenige Strände, die allerdings nur bei Ebbe betreten werden können.
Der vietnamesische Name Vịnh Hạ Long bedeutet „Bucht des untertauchenden Drachen“. Der Sage nach entstand die Bucht durch einen Drachen, einem Long, der nahe am Meer in den Bergen lebte. Als er zur Küste lief, zog er mit seinem Schwanz tiefe Furchen in das Land, das vom Meer überflutet wurde, nachdem der Drache in das Wasser abgetaucht war.
Die Fischerboote von Halong
Eine andere Geschichte erzählt, dass Vietnam nach seiner Gründung von ausländischen Feinden angegriffen wurde. Der Gott Ngoc Hoang schickte die Drachenmutter und ihre Drachenkinder zur Erde, um die Vietnamesen zu unterstützen. Als die feindlichen Schiffe die Küste stürmten, spuckten die Drachen zahlreiche Juwelen aus. Diese Juwelen verwandelten sich in kleine und große Felsen. So konnten die feindlichen Schiffe aufgehalten und letztlich zerstört werden. Nach dem Sieg kehrten die Drachenmutter und ihre Drachenkinder nicht in den Himmel zurück, sondern blieben auf der Erde, um die Menschen für immer zu beschützen.

Bacchusreiher
(Ardeola bacchus)

Blaumerle
(Monticola solitarius)
Hinterindischer Bindenwaran
(Varanus salvator macromaculatus)

Haus eines Fischers
Hang Sửng Sốt
Die Sửng Sốt Höhle befindet sich auf der Insel Bồ Hòn im zentralen Bereich der Halong-Bucht. „Sửng Sốt“ bedeutet "Überraschung" oder "Erstaunen". Der Name geht zurück auf einen französischen Wissenschaftler, der die Höhle im Jahr 1901 als „Grotte de la surprise“ bezeichnete. Der Eingang zur Höhle ist vergleichsweise klein, doch dahinter verbirgt sich die Überraschung: eine der schönsten und größten Höhlen der Hạ-Long-Bucht. Sie ist in zwei Hauptkammern unterteilt, von denen die erste einem riesigen Theater ähnelt. Stalaktiten und Stalagmiten sind im Laufe der Jahrtausende aufeinander getroffen und bilden große Säulen.
Es ist zu einer beliebten einheimischen Tradition geworden, in der Höhle Tiere und andere Muster zu erkennen. Manche sehen Mammuts, Elefanten, Robben, Blumen und sogar ein Pferd und ein langes Schwert. Kein Zufall, denn Pferd und das Schwert gehören zur Legende von Thanh Giong, einem mythischen Volkshelden der vietnamesischen Geschichte. Es gibt zahlreiche Varianten dieser Legende, letztlich aber erzählen alle von einem dreijährigen Jungen aus dem Dorf Phù Đổng, der nicht sprach, nicht lachte und sich kaum bewegte. Als der König um Hilfe bat, um die grausamen Invasoren aus dem Norden aufzuhalten, begann er plötzlich zu sprechen. Er bat den König um ein eisernes Schwert und ein eisernes Pferd und besiegte den Feind. Dann ritt er mit seinem Pferd auf den Soc-Son-Berg, winkte dem Volk ein letztes Mal zu und stieg in den Himmel auf. Die Moral der Geschichte: Auch der Schwächste kann durch Glaube, Mut und Liebe zum Vaterland zum größten Helden werden.
Die Sửng Sốt Variante dieser Legende besagt, dass Thanh Giong sein Schwert und sein Pferd in dieser Höhle hinterließ, bevor er in den Himmel aufstieg. Seine Spuren sind demnach noch heute zu sehen und die kleinen Seen in der Höhle sind die Hufabdrücke des Pferdes.
Bạch Mã National Park

Blick vom Hai Vong Dai Peak, dem Gipfel des Bạch Mã-Nationalparks
Der Bạch Mã-Nationalpark liegt in Zentralvietnam in der Provinz Thua Thien Hue, etwa 45 Kilometer entfernt von Hue und 65 Kilometer von Da Nang. Bạch Mã bedeutet "Weißes Pferd", in Anlehnung an die weißen Wolken, die den Gipfel umgeben. Gemäß einer Legende kamen Feen auf weißen Pferden hierher, um Xiangqi zu spielen. Xiangqi ist eine in Ostasien, vor allem in China, Taiwan und Vietnam verbreitete Form des Schachspiels. Während sie spielten, gingen die Pferde fort, um Gras zu fressen. Die Suche nach Gras dauerte recht lange, daher entschieden sich die Feen, nicht länger zu warten und kehrten alleine in den Himmel zurück. Als die Pferde zurückkehrten, waren sie verwirrt. Auf der vergeblichen Suche nach ihren Besitzern liefen sie durch die Berge und verwandelten sich in Wolken.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen Siedler aus Frankreich in diesen Teil von Vietnam. Um der Hitze an der Küste zu entgehen, suchten und fanden sie ein kühleres Klima in den Bergen. 1932 wurde der Gipfel des Bạch Mã vom französischen Ingenieur Girard als Bergstation für die Kolonialverwaltung von Hue ausgewählt. In den folgenden Jahren entstand ein Dorf mit 139 Villen und Hotels, erreichbar über eine neu geschaffene neunzehn Kilometer lange Straße. Um den Bewohnern und Urlaubern den beschwerlichen Weg hinunter zur Stadt und wieder zurück zu ersparen, wurden ein Postamt, ein Markt und ein Krankenhaus errichtet. Nach der Unabhängigkeit Vietnams von Frankreich im Jahr 1945 wurde die Siedlung aufgegeben. Die Villen sind verfallen, nur noch wenige Steinmauern blieben erhalten.
Während des Vietnamkriegs wurde Bạch Mã zum Schlachtfeld zwischen den nord- und südvietnamesischen Armeen. Die Viet Minh gruben lange Tunnel durch den Berg, der längste Tunnel ist 214 Meter lang. Auf beiden Seiten der Tunnel befanden sich Unterstände, die Platz für 15 bis 20 Personen boten. Dieses Tunnelsystem wird als Bach Mã-Tunnel bezeichnet und wurde 2009 als nationale historische Stätte anerkannt. Auch die US-Amerikaner haben ihre Spuren hinterlassen. Die Überreste eines provisorischen Hubschrauberlandeplatzes sind noch zu sehen. Zudem haben die Wälder extrem gelitten, nicht zuletzt unter dem Einsatz von Agent Orange, einem chemischen Mittel, das die Amerikaner zur Entlaubung von Wäldern und zur Zerstörung von Nutzpflanzen einsetzten.
Die Idee, genau hier einen Nationalpark zu errichten, war die Fortsetzung verschiedener früherer Initiativen. 1925 hatte die lokale Regierung dem damaligen französischen Kolonialministerium ein Projekt zur Einrichtung eines Schutzgebiets für den Edwardsfasan (Lophura edwardsi) vorgeschlagen. 1937 wurde das Gebiet um Bạch Mã als Waldreservat unter Schutz gestellt und 1962 von der Regierung Südvietnams zum Schutzgebiet erklärt. 1986, zehn Jahre nach der Wiedervereinigung Vietnams, gab es einen Beschluss der Regierung zu einem großflächigen Naturschutz im ganzen Land. Im Juli 1991 wurde der Bach Mã-Nationalpark mit einer Größe von 22 Hektar eröffnet.
Für die Besucher des Nationalparks wurden verschiedene Wanderwege ausgeschildert. Der Rhododendron-Pfad führt durch den dichten Dschungel bis zum Do Quyen Wasserfall. Wie der Name bereits verrät, gibt es besonders im Frühling viele Rhododendronblüten zu sehen. Der Fasanen-Pfad bietet die Möglichkeit, den einen oder anderen Vogel zu entdecken, darunter Helmfasan und Edwardsfasan. Der Five Lakes Pfad führt entlang eines Baches, der fünf Seen verbindet. Einen fantastischen Ausblick kann man vom Gipfel, dem Hai Vong Dai Peak genießen. Übersetzt bedeutet Hai Vong Dai soviel wie, "Gebäude, von dem man das Meer beobachten kann", oder kurz "Meeresobservatorium". Das achteckige Gebäude wurde von den Franzosen errichtet. Im Innenraum gibt es eine kleine Ausstellung mit Informationstafeln und vor dem Eingang stehen zwei weiße Pferde. Wenige Meter entfernt befindet sich eine große Stele auf einer Schildkröte, in die die Worte "Non thiêng Bạch Mã" (Heiliger Berg Bach Mã) eingraviert sind. Einige Meter weiter steht eine riesige Glocke. Mit ihrer Hilfe hat man im Krieg die Bewohner der umliegenden Siedlungen gewarnt, wenn feindliche Truppen gesichtet wurden.
Um die biologische Vielfalt besser zu erhalten und insbesondere bessere Lebensräume für seltene und wertvolle Tiere wie Tiger, Leopard, Vietnamesisches Waldrind und Muntjak zu schaffen, wurde der Park 2008 auf 37 Hektar erweitert. So entstand ein zusammenhängendes Schutzgebiet mit verschiedenen Vegetationszonen, von der Küstenebene bis zum 1.448 Meter hohen Gipfel. Es gibt Graslandschaften, Sträucher, dichte Wälder, Seen und Wasserfälle. Ideale Voraussetzungen für eine große Vielfalt an Tieren und Pflanzen, darunter über 2.400 Pflanzenarten und über 1.700 Tierarten. Einige wenige konnten wir auf unserer Wanderung entdecken.

Vietnamese Centipede
(Scolopendra dehaani)

Käfer
(Falsocamaria spectabilis)

Schwarzkopf-Nackenstachler
(Acanthosaura lepidogaste)

Short-winged Rice Grasshopper
(Pseudoxya diminuta)

unbekannte Spinne

Common Blue Jewel
(Heliocypha perforata)
Unsere Reiseziele in Asien
















































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