Mauritius
Mauritius (Republic of Mauritius oder République de Maurice) ist ein Inselstaat im Indischen Ozean, ca. 870 Kilometer östlich von Madagaskar. Auf einer Fläche von ca. 2.100 km² leben ca. 1,3 Millionen Menschen. Zum Staatsgebiet gehören die Hauptinsel Mauritius, die Insel Rodrigues (etwa 580 Kilometer östlich von der Hauptinsel), die Cargados-Carajos-Inseln (auch Saint Brandon genannt, etwa 400 Kilometer nordöstlich der Hauptinsel), die beiden Agalega-Inseln (etwa 1.000 Kilometer nördlich der Hauptinsel) und das Chagos-Archipel (etwa 500 Kilometer südlich der Hauptinsel). Die Hauptinsel Mauritius, die Insel Rodrigues und das französische Übersee-Département Réunion gehören zu den Maskaren, einer Kette von Inseln mit einem gemeinsamen geologischen Ursprung. Die Maskaren liegen auf einem unterseeischen Hochplateau und bilden eine eigenständige Ökoregion mit einer einzigartigen Artenvielfalt und zahlreichen endemischen Pflanzen und Tieren. Dazu zählen u.a. flugunfähige Vögel, von denen viele inzwischen ausgestorben sind, darunter auch der Dodo (Raphus cucullatus).
Die Flagge vom Mauritius (Le drapeau de Maurice) basiert auf den panafrikanischen Farben Grün, Gelb und Rot. Diese Farben werden von vielen afrikanischen Nationen verwendet. Vorbild für diese Farbkombination sind die Farben Äthiopiens, dem ältesten unabhängigen Staat in Afrika. Mauritius hat die Flagge um die Farbe Blau erweitert. Rot steht für das Blut, das im Unabhängigkeitskampf vergossen wurde. Blau symbolisiert den Indischen Ozean, der die Insel umgibt. Gelb steht für „das Licht der Selbstständigkeit, das jetzt über der Insel leuchtet“ und Grün repräsentiert die reiche Vegetation des Landes. Eingeführt wurde die Flagge, auch als „Die vier Streifen“ (Les Quatre Bandes) bekannt ist, zum Tag der Unabhängigkeit am 12. März 1968. Der Entwurf stammt vom Grundschullehrer Gurudutt Moher.
Mauritius
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Es gibt keine Hinweise auf frühe Bewohner auf Mauritius. Die Araber waren im Jahr 975 die ersten, die die Insel unter der Bezeichnung "Silberinsel" dokumentierten. Ihre Anwesenheit war nur von kurzer Dauer und hat keinerlei Spuren hinterlassen. Die Insel fand auch weiterhin wenig Beachtung, wodurch die Vegetation üppig wachsen konnte und sich die Tierwelt ungestört entwickelte. Das änderte sich 1505, als die Portugiesen unter Kapitän Domingo Fernandez die Insel betraten und ihr den Namen „Insel des Schwans” gaben. Sie ließen sich hier nicht nieder, aber sie brachten zahlreiche Tierarten ein, darunter Ratten, Mäuse, Hirsche, Ziegen, Schweine und Ochsen. Das hatte negative Folgen für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt.
Ab 1598 legten regelmäßig niederländische Schiffe an, um ihre Vorräte aufzufüllen. Sie nannten die Insel nach Prinz Maurits von Nassau und begannen 1638 mit der Kolonialisierung. Das führte zu einem Bevölkerungswachstum durch Sklaven und Arbeiter. Neben Naturkatastrophen wie Wirbelstürme und Dürren, wurde das Leben der Kolonisten durch entflohene Sklaven und Piraten erschwert. 1658 gaben die Niederländer die Insel auf, kamen aber schon sechs Jahre später wieder zurück. Die Insel lag günstig an der Seeroute nach Ostindien.
Jetzt ließen sich die Niederländer hauptsächlich in Grand Port im Südwesten der Insel nieder, Dort errichteten sie zunächst eine einfache Festung aus Holz und Palmblättern. Nach der Zerstörung durch Zyklone wurde die Festung durch eine Steinkonstruktion namens Fort Frederik Hendrik ersetzt. 1694 wurde das Fort von rebellierenden Sklaven in Brand gesetzt. Eine Gedenktafel erinnert an vier niederländische Sklaven, die am 18. Juni 1695 beschuldigt wurden, das Feuer gelegt zu haben. Aus heutiger Sicht ein Akt der Revolte gegen ihre unmenschlichen Lebensbedingungen und einer der ersten Freiheitsakte auf mauritischem Boden. 1710 verließen die Niederländer endgültig die Insel und brannten das Fort selbst nieder.
Gedenktafel für einen der ersten Freiheitsakte
Ort der Seeschlacht von 1810
1715 kamen die Franzosen und benannten die Insel um in "Ile de France". Im Jahr 1721 errichteten sie eine Siedlung auf den Ruinen des niederländischen Forts. Nach 1790 begann das Zeitalter der Piraterie. Zwischen 1793 und 1797 erbeuteten Freibeuter unter französischem Schutz von Mauritius aus 2.226 Schiffe der Briten und ihrer Verbündeten, die auf dem Weg nach Ostindien waren. Die Briten reagierten mit der Blockade von Port Louis. 1810 kam es zu einer viertägigen Seeschlacht, die als "Schlacht von Vieux Grand Port" bekannt wurde.
Dies war die einzige Seeschlacht, die die Franzosen während der Herrschaft Napoleons gewannen. Der Sieg währte jedoch nicht lange. Am 2. Dezember 1810 starteten die Briten einen weiteren Angriff und die Franzosen mussten kapitulieren. Der Legende nach wurden die verwundeten Seeleute der Franzosen und Briten gemeinsam in einem Krankenhaus behandelt und freundeten sich an. Die Insel erlangte 1968 die Unabhängigkeit von Großbritannien und wurde 1992 eine Republik.
Die historische Stätte Vieux Grand Port
Lageplan Vieux Grand Port
Heute ist Vieux Grand Port eine historische Stätte und ein nationales Kulturerbe mit den Überresten der ältesten Kolonialbauten der Insel. Die oberirdisch sichtbaren Bauwerke sind fast alle französischen Ursprungs. Sie wurden auf den Ruinen der niederländischen Festung Frederik Hendrik errichtet. Im Jahr 2000 ist es gelungen, Überreste des niederländischen Forts Frederik Hendrik auszugraben. Sie liegen etwa 50 cm tief im Boden.
Auf dem historischen Gelände befinden sich die Überreste eines Gefängnisses, einer Bäckerei, eines Bancassal (Lagerhaus), einer Schmiede und dem Gebäudekomplex "La Loge". La Loge bestand aus Wohnräumen für den Kommandanten, Kasernen für die Garnison, einer Küche und weiteren Lagerhäusern. Die Mauern bestanden aus Basaltsteinen, die von Handwerkern und Sklaven von Hand behauen wurden. Ein Teil des ursprünglichen Putzes, der die Gebäude bedeckte, ist noch erhalten.
Der neben den Ruinen fließende Bach versorgte die Siedler mit frischem Wasser aus den Bergen, und auf dem flachen Land wurde wahrscheinlich Gemüse angebaut. Die Steine der Gebäude wurden später für den Bau von Mahébourg verwendet. Mahébourg war lange Zeit die Hauptstadt der Insel, heute ist es Port Louis.
Der Bach
Auf dem Gelände gibt neben den Ruinen das 1999 eröffnete Frederik-Hendrik-Museum. Es beherbergt Erinnerungsstücke, die bei archäologischen Ausgrabungen gefunden wurden. Zu den Ausstellungsstücken gehört auch ein Modell des Dodo, der vermutlich um 1690 ausgestorben ist. Er gehört zu einer Gruppe von ausgestorbenen flugunfähigen Vögeln, die zu den Tauben (Familie Columbidae) zugeordnet sind. Dodos waren etwa einen Meter groß und wogen 11 bis 17 Kilogramm. Hauptgrund für sein Aussterben waren von Menschen eingeschleppte Tiere, die die Gelege der bodenbrütenden Vögel zerstörten und ihre Eier fraßen. Da der Dodo ursprünglich keine Feinde besaß, konnte er nicht fliegen und verfügte auch sonst über kein Flucht- oder Verteidigungsverhalten. Diese Zutraulichkeit machten ihn auch für Menschen zu einer leichten Beute. Er war zwar nicht wohlschmeckend, aber als Frischfleisch waren die Tiere, ähnlich wie Schildkröten, für lange Seefahrten gut geeignet. Die Aufnahmen zeigen ein Modell des Dodo im Museum am Fort Frederik Hendrik.
Île aux Aigrettes
Die Île aux Aigrettes (Insel der Reiher) ist eine 26 Hektar große Insel, ca. 1 km vor Mahébourg. Im Unterschied zur vulkanischen Insel Mauritius besteht die Île aux Aigrettes aus Korallenkalk. Hier befinden sich die letzten Überreste des trockenen Küstenwaldes, der früher nahezu überall auf Mauritius zu finden war. Auch die Île aux Aigrettes wurde von Rodungen nicht verschont, die Lebensbedingungen für viele Tier- und Pflanzenarten drohten zerstört zu werden. 1965 wurde die Insel zum Naturschutzgebiet erklärt. Die Mauritian Wildlife Foundation kümmerte sich um die Wiederherstellung des Waldes und die Wiederansiedlung der früheren und zum Teil seltenen Arten wie die Rosentaube (Streptopelia mayeri), die Aldabra-Riesenschildkröte (Aldabrachelys gigantea) und der Telfair-Skink (Leiolopisma telfairii). Die Foundation betreibt auf der Insel ein kleines Besucherzentrum. Dort gibt es u.a. Skulpturen ausgestorbener endemische Arten. Auf einem Rundgang über die Insel bieten die Mitarbeiter viele Informationen über die Tier- und Pflanzenwelt und die Herausforderungen bezüglich ihrer Arbeit. Die Insel darf nur im Rahmen geführter Touren besucht werden.
Schraubenbaum
(Pandanus utilis)
Flaschenpalme
(Hyophorbe lagenicaulis)
Der Rundweg (le sentier du Dodo - der Dodo-Weg) auf der Île aux Aigrettes führt vorbei an der Nachbildung des ausgestorbenen Mauritius-Riesenskink (Leiolopisma mauritiana). Bekannt ist dieser Skink nur von einem unvollständigen Exemplar und vereinzelten Knochen. Unter der Bezeichnung Didosaurus mauritianus wurde der Skink 1877 erstmals beschrieben vom deutschen Zoologen Albert Carl Ludwig Gotthilf Günther (1830-1914). Im Rahmen einer Ausgrabung im Sumpfgebiet Mare aux Songes auf Mauritius fand er einige Fragmente, darunter Teile von Oberkiefer, Unterkiefer und Oberschenkelknochen. An gleicher Stelle wurden auch Überreste des Dodos gefunden.
Knochen des Mauritius-Riesenskink
dokumentiert von
Hans Gadow im Jahr 1893
© Public domain, Wikimedia Commons
Nachbildung des Mauritius-Riesenskink
Es gibt keine detaillierten Angaben zur Größe des Skinks. Man geht aber davon aus, der er größer war als der auf Round Island lebende Telfair-Skink (Leiolopisma telfairii). Dieser erreicht eine Körperlänge von 30 bis 40 Zentimeter. Es gibt Schätzungen, der Mauritius-Riesenskink könnte eine Länge von bis zu 80 Zentimeter erreicht haben. Damit wäre er der größte Skink der Geschichte. Soweit bekannt, ist er zwischen 1600 und 1650 ausgestorben, vermutlich durch von Menschen eingeschleppte fremde Arten.
Die nachfolgenden Aufnahmen stammen von der Hauptinsel Mauritius. Einige Arten, wie zum Beispiel die von der IUCN als gefährdet (endangered) eingestuften Maskarenen-Flughunde (Pteropus niger) sind auch auf Île aux Aigrettes zu sehen. Andere Arten, wie zum Beispiel Hirtenmaina, Madagaskarweber oder Haussperling sind eingeführte Arten (introduced).
Maskarenen-Flughund
(Pteropus niger)
Maskarenen-Flughund
(Pteropus niger)
Maskarenen-Flughunde
(Pteropus niger)
Hirtenmainas
(Acridotheres tristis)
Madagaskarweber
(Foudia madagascariensis)
Männlicher Haussperling
(Passer domesticus domesticus)
Verschiedenfarbige Schönechse
(Calotes versicolor)
Brandungs-Felsenkrabbe
(Grapsus tenuicrustatus)
Brandungs-Felsenkrabbe
(Grapsus tenuicrustatus)
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- Die historische Stätte Vieux Grand Port und ein Besuch auf der Île aux Aigrettes
- Die historische Stätte Vieux Grand Port und ein Besuch auf der Île aux Aigrettes
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