Norwegen

Im Land der Fjorde und der Wikinger, mit einem Besuch des Atlantikparks, eines der größten Salzwasseraquarien Nordeuropas

Das Staatsgebiet des Königreiches Norwegen umfasst eine Fläche von 385.207 km². Neben dem kontinentalen Hauptland (Hovedland) gehören dazu auch die Inselgruppe Spitzbergen (Svalbard) mit der Bäreninsel (Bjørnøya) und Jan Mayen, eine 373 km² große Insel etwa 550 km nordöstlich von Island und rund 500 km östlich von Grönland. Darüber hinaus gibt es unter norwegischer Verwaltung stehende Gebiete, die aber nicht zum Königreich Norwegen gezählt werden, zum Beispiel die unbewohnte Bouvetinsel (Bouvetøya) im Südatlantik.

Mit knapp 5,5 Millionen Einwohnern ist Norwegen ziemlich dünn besiedelt. Der Großteil der Bevölkerung lebt im Süden des Landes, rund 1,1 Millionen in der Hauptstadt Oslo. Die nächste größere Stadt ist Bergen mit etwa 270.000 Einwohnern.

Weniger als 2% der Gesamtfläche ist als bebautes Gebiet ausgewiesen, 3,5% wird landwirtschaftlich genutzt, ca. 38% sind Waldgebiete, mehr als die Hälfte sind als Gebirge, Hochebene oder Moorfläche eingestuft. Etwa 17,5 % der Fläche des norwegischen Hauptlandes sind unter Schutz gestellt. Es gibt 40 Nationalparks und mehr als 3.000 Naturschutzgebiete. Auf Spitzbergen gibt es weitere sieben Nationalparks. Jan Mayen steht fast vollständig unter Schutz. In Norwegen gibt es mehr als 239.000 Inseln, davon ca. 150.000 an der Westküste des kontinentalen Hauptlands. Die meisten Inseln sind unbewohnt.

Die Herkunft des Landesnamens "Norwegen" ist nicht eindeutig geklärt. Dazu gibt es zwei interessante Theorien: Eine Theorie beruft sich auf das altnordische norðrvegr, was so viel bedeutet wie "Das Land nach Norden" oder "Der Weg nach Norden". Eine andere Theorie basiert auf dem Begriff norvegr, wobei "nor" einen Sund bzw. einen Fjord bezeichnet. Daraus ergibt sich "Land entlang der schmalen Fjorde".


Norwegen

Tiere in Norwegen

Eurasisches Tundraren (Rangifer tarandus tarandus)

Tiefe Wälder, raue Hochebenen, Fjorde und Seen, arktische Klimazonen und der vergleichsweise warme Golfstrom bieten unterschiedlichste Habitate für Pflanzen und Tiere in Norwegen. weiterlesen

Der Atlantikpark (Atlanterhavsparken) in Ålesund

Atlantikpark

Seit 1998 betreibt die Stiftung Atlanterhavsparken eines der größten Salzwasseraquarien Nordeuropas mit 11 Landschaftsaquarien und einem 6.000 Quadratmeter großen Außengelände. weiterlesen

2000 Jahre Geschichte in Trondenes

Die Kirche von Trondenes

In Trondenes befinden sich u.a. die nördlichste mittelalterliche Steinkirche Norwegens, das  Historical Center und der Trondenes Middelaldergård.  weiterlesen


Die Küste des norwegischen Festlandes besteht aus über 1.700 benannten Fjorden, mit denen das salzige Meer vielerorts weit ins Land eindringen kann. Mit 205 km ist der Sognefjord der längste Fjord Europas und mit 1.303 Metern gleichzeitig der tiefste. Der bekannteste ist sicherlich der Geirangerfjord. Er ist nur 15 km lang und zwischen 0,6 und 1,3 km schmal. Als Fortsetzung von Storfjord und Sunnylvsfjord liegt er relativ weit im Landesinneren. An seinem Ende, etwa 100 km von der Küste entfernt, liegt der Ort Geiranger. Geirangerfjord und Nærøyfjord gehören seit 2005 zum UNESCO-Weltnaturerbe.

Blick auf Geiranger
Blick auf Geiranger

Wasserfall am Geirangerfjord
Wasserfall am Geirangerfjord

Adlerstraße
Die Adlerstraße

UNESCO-Tafel
Aufnahme von
Geirangerfjord und Nærøyfjord
zum UNESCO-Weltnaturerbe

Geiranger ist ein kleiner Ort mit ca. 300 Einwohnern. Eine wichtige Einnahmequelle ist der Tourismus. Lange Zeit war Geiranger nur über den Fjord zu erreichen. Eine 1889 eröffnete Straßenverbindung ist bis heute nur im Sommer befahrbar. Durch die 1955 eröffnete Adlerstraße ist Geiranger ganzjährig auf dem Landweg erreichbar. Die Straße ist rund 8 km lang, führt über elf Serpentinen  hinauf auf 620 Meter mit einer Steigung von bis zu 10%. Der Name „Adlerstraße“ kommt von einem ehemaligen Adlerbrutgebiet im oberen Teil der Straße. Auf der obersten Serpentine, der "Adlerkurve" gibt es eine Aussichtsplattform mit einem guten Panoramablick über den Fjord.

Das Wort „Fjord“ stammt aus dem Altnordischen und bedeutet „ein Ort, der zum Übersetzen und für die Überfahrt genutzt wird.“ Für die Menschen, die sich nach der letzten Eiszeit in Norwegen niederließen, war das Wasser die einzige Möglichkeit, um von Ort zu Ort zu gelangen und Waren zu transportieren. Aufgrund des warmen Golfstroms waren die Fjorde stets eisfrei und somit zu allen Jahreszeiten befahrbar. Das milde Klima sorgte für reiche Fischvorkommen und schaffte zudem eine gute Voraussetzung für die Landwirtschaft.

Ein Fjord entsteht durch einen Gletscher, der von seinem Ursprungsgebiet durch ein bereits bestehendes Flusstal abwärts fließt. Durch die Bewegung der Eisdecke werden zahlreiche größere und kleinere Gesteinsbrocken mitgerissen, wodurch das anstehende Gestein erodiert. Allmählich wird das Flusstal breiter und tiefer und erhält seine typische U-Form. Der Grund eines Fjords kann bis über 1.000 Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Am Ende des Gletschers lagert sich Gesteinsmaterial ab, das mit der Zeit eine wallartige Aufschüttung bildet. Diese wird Endmoräne genannt.

Das Abschmelzen der Gletscher am Ende der Eiszeit führte zu einem Anstieg des Meeresspiegels, so dass das Meer in die tiefen Täler einströmen konnte. An der Fjordmündung bildete die Endmoräne eine unterseeische Schwelle, wodurch Fjorde im Vergleich zum offenen Meer zumeist einen geringeren Wellengang aufweisen.

Moldefjord
Moldefjord

Lysefjord
Lysefjord

Lysefjord
Lysefjord

Romsdalsfjord
Romsdalsfjord

Nordfjord
Nordfjord

Nordfjord
Nordfjord


Die Fjorde prägten über einen langen Zeitraum das Verkehrswesen entlang der norwegischen Westküste. Ab 1893 transportieren die Schiffe der Hurtigruten (norwegisch für „die schnelle Route“) Post und Waren. Heute unternimmt man vorwiegend Passagier- und Kreuzfahrten. Etwa die Hälfte des inländischen Güterverkehrs und fast 90% des Personenverkehrs werden jetzt auf der Straße abgewickelt.

Die schwierige Topographie Norwegens stellt an den Bau und die Wartung der Straßen hohe Anforderungen. Norwegen besitzt mehr als 1.100 Straßentunnel und rund 22.000 Brücken. Die längste Brücke des Landes mit 1.892 Metern ist die Drammensbrua, etwa 40 km von Oslo entfernt. Die mit 1.380 Metern längste Hängebrücke befindet sich am Hardangerfjord nahe Bergen. Der Lærdalstunnel auf der Europastraße 16 ist mit 24,51 km der längste Straßentunnel der Welt. Der Ryfylketunnel im Südwesten von Norwegen ist mit 14,3 km der längste Unterwasserstraßentunnel der Welt und mit bis zu 292 Meter unter dem Meeresspiegel der derzeit tiefste Straßentunnel der Welt. Nördlich von Stavanger entsteht mit dem Boknafjordtunnel ein neuer Rekordhalter: Dieser Unterwasserstraßentunnel wird 26,7 Kilometer lang und verläuft bis zu 392 Meter unter dem Meeresspiegel. Um die Autofahrer in den langen Tunneln vor Ermüdung zu schützen, wurden häufig leicht kurvige Streckenführungen gewählt und verschiedenfarbige Beleuchtungen installiert.

Brücke
Brücke über den Lysefjord - eine von mehr als 22.000 norwegischen Brücken


An der Nordseite der Insel Magerøya liegt das Nordkap. 1999 wurde der Nordkaptunnel eingeweiht, der die Insel mit dem Festland verbindet. Dabei handelt es sich um einen 6.870 Meter langen Unterwassertunnel, der an der tiefsten Stelle 212 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung war er der längste Unterwassertunnel Norwegens. Seit der Eröffnung des Tunnels ist es möglich, auf der Europastraße 69 bis zum Nordkap zu fahren.

Im Jahr 1553 umsegelte der englische Kapitän Richard Chancellor auf einer Expedition auf der Suche nach der Nordostpassage nach Asien die beeindruckende, 307 Meter hohe Landzunge, die von den Einwohnern der kleinen Fischerdörfer "Knyskanes" gennat wurde. Als er sah, dass sich die Küstenlinie wieder nach Süden wandte, nannte er die Landzunge "Nordkap". Bald war das Nordkap auf den Weltmeeren ein Begriff und einer der Anwärter auf den Titel "das Ende der Welt". Francesco Negri, ein Priester aus Ravenna in Italien, soll 1664 der erste Tourist am Nordkap gewesen sein. Er wollte herausfinden, wie die Menschen so weit im Norden überleben konnten. 1898 eröffnete das erste Postamt auf dem Nordkap, ein achteckiges Gebäude mit Champagnerausschank.

Karte
Karte Nordkap

Sonnenuntergang
Sonnenuntergang an der Westküste

Sonnenuntergang
Sonnenuntergang an der Westküste

Mitternacht am Nordkap
Mitternacht am Nordkap

Mittlerweile ist das Nordkap eine Touristenattraktion mit jährlich ca. 200.000 Besuchern. Auf dem Hochplateau befindet sich das Informationszentrum Nordkaphalle. In dieser gibt es ein Restaurant, die ökumenische St. Johannes-Kapelle, historische Ausstellungen, Souvenirläden und ein Postamt, in dem man ein mit dem Tagesdatum abgestempeltes Nordkapdiplom erhält. Zudem gibt es den Thai-Pavillon, der an den Besuch von König Chulalongkorn von Siam im Jahr 1907 erinnert.

Felsplateau
das über 300 Meter hohe Felsplateau

Globus und Nordkaphalle
Globus und Nordkaphalle

Globus
Der Globus, das Wahrzeichen des Nordkaps

Nordkaphalle
Die Nordkaphalle

Skulpturengruppe Mutter und Kind
Skulpturengruppe Mutter und Kind

Denkmal der Kinder der Welt
Denkmal der Kinder der Welt


Das Wahrzeichen des Nordkaps ist der 1978 aufgestellte Globus. Südöstlich der Nordkaphalle befindet sich das Denkmal der Kinder der Welt. Es besteht aus sieben kreisrunden Reliefs. Ihnen gegenüber steht eine Skulpturengruppe mit einer Frauenfigur und einem kleinen Jungen, der auf die Reliefs zeigt. Die Vorlagen für die sieben Reliefs wurden im Juni 1988 von sieben Kindern unterschiedlicher Nationen angefertigt. Das Denkmal soll Freundschaft, Zusammenarbeit, Hoffnung und Freude, über alle Grenzen hinweg darstellen. Einmal im Jahr wird vor Ort der Barn av jorden-Preis für das Engagement für kranke und bedürftige Kinder verliehen.

Das Nordkap ist aber nicht der nördlichste Punkt Europas. Der westlich gelegene Felsen Knivskjellødden liegt 1.450 Meter weiter nördlich, kann aber nur über einen acht Kilometer langen Fußweg erreicht werden. Aber auch Knivskjellødden ist nicht der nördlichste Punkt Europas. Der wahre nördlichste Punkt des europäischen Festlandes ist die Felsspitze Kinnarodden auf der Halbinsel Nordkinn. "Um Kinnarodden zu erreichen, muss eine ca. 24 km lange Wanderung unternommen werden, welche für Hin- und Rückweg zwei volle Tage in Anspruch nimmt" (entnommen aus Wikipedia). Im engeren Sinne ist das Nordkap somit "nur" der nördlichste Punkt, der über eine Straße erreichbar ist.

Nordenskiöldbreen
Nordenskiöldbreen gehört zu den größten Gletschern im Isfjord, Spitzbergen. Er ist circa 25 km lang, 11 km breit und hat seinen Endpunkt in Adolfsbukta, einem Zweig des Billefjordes. Er ist benannt nach dem finnischen Geologen Adolf Erik Nordenskiöld (1832–1901)

Spitzbergen ist eine Inselgruppe, bestehend aus über 400 Inseln nördlich des Polarkreises. Vor 1925 galt der Name Spitzbergen sowohl für die größte Insel als auch für den gesamten Archipel. In Norwegen und vielen anderen Ländern wird die Bezeichnung Svalbard (kühle Küste) verwendet. Durch den am 9. Februar 1920 in Paris unterzeichneten Spitzbergenvertrag (Svalbardtraktaten) erhielt Norwegen die Souveränität über den Archipel inklusive aller Inseln und Felsen zwischen 74 und 81 Grad nördlicher Breite sowie zwischen 10 und 35 Grad östlicher Länge.

Als Tag der Entdeckung gilt der 17. Juni 1596, als eine holländische Expedition unter der Leitung von Willem Barentsz die "spitz zulaufenden Berge" an der Westküste beschrieb. Auf einer Karte von 1612 tauchte erstmalig die Bezeichnung "Spitsenberg" auf. Zahlreiche Berge auf dem Archipel sind allerdings keineswegs "spitz". Eigentlich sind das überhaupt keine Berge. Es handelte sich ursprünglich um eine ebene Landmasse. Die Gletscher fraßen sich immer tiefer in die Landmasse hinein und schoben die herausgelösten Gesteinsmassen vor sich her. So bildeten sich die Täler, während die "Berge" letztlich nur die übrig gebliebene Landmasse darstellen.

Die holländischen Entdecker hielten das neu entdeckte Land zunächst für einen Teil Grönlands. Bis 1720 wurden die Inseln zumeist auch als Grönland bezeichnet, später hieß es „Spitzbergen in Grønland“ oder "Ost-Grönland", um es vom originären Grönland im Westen zu unterscheiden. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurden Grönland und Spitzbergen namentlich unterschieden.

Karte
Karte Spitzbergen

Die Entstehung des Archipels begann vor ca. 600 Millionen Jahren, als sich das, was wir heute als Spitzbergen kennen, noch rund 15.000 Kilometer entfernt am Meeresboden des Südpols befand. Mit einer Geschwindigkeit von 1 bis 5 cm pro Jahr wanderte Spitzbergen nach Norden und geriet vor etwa 400 Millionen Jahren in die Kollision der erdgeschichtlichen Kontinente Lauentia (der weite Teile des heutigen Nordamerikas und Grönlands umfasste) und Baltica (der aus dem größten Teil des heutigen Nord- und Osteuropa bestand). Dadurch wurden die Gesteine zu einem riesigen Gebirge, dem Kaledonischen Gebirgsgürtel aufgetürmt. In der Jura-Zeit (vor etwa 201,3 Millionen Jahren bis etwa 145 Millionen Jahren) brachte die Plattentektonik Spitzbergen noch weiter nach Norden.

Zunächst war Spitzbergen mit Grönland vereint, erst vor 60 Millionen Jahren trennten sich diese Landteile voneinander. Auf Spitzbergen wuchsen zu jener Zeit Laub- und Nadelbäume. Große Mengen an fossilen Planzenteilen liegen u.a. in den Gletschern nahe Longyearbyen. Dort wurde auch die erste fossile Säugetierspur entdeckt. In der Kohlemine 7 fanden Bergleute im Dezember 2006 Spuren von Titanoides, eines ca. 3 Meter großen und 150 Kilogramm schweren bärenartigen Säugetiers mit großen Eckzähnen und kurzen Gliedmaßen. Titanoides gehört zur Ordnung der Pantodonta, einer Gruppe größerer pflanzenfressender Säugetiere. Diese Art stammt aus Nordamerika und ist von dort nach Spitzbergen eingewandert.

Nordenskiöldbreen
Abrisskante am Nordenskiöldbreen

Nordenskiöldbreen
Abrisskante am Nordenskiöldbreen

Endmoräne
Endmoräne bei Longyearbyen in Spitzbergen

Endmoräne
Endmoräne bei Longyearbyen in Spitzbergen

Endmoräne
Endmoräne bei Longyearbyen in Spitzbergen

Longyearelva
Blick über das nahezu leere Flussbett des Longyearelva

John Munroe Longyear
Gedenktafel für John Munroe Longyear

Mine 2
Die ehemalige Mine 2 in Longyearbyen

Adventfjorden
Blick auf den Adventfjorden

Spitzbergen hat ca. 2.530 Einwohner (Stand 2023), davon knapp 2.000 im Verwaltungszentrum Longyearbyen auf der Hauptinsel Spitzbergen. Der Ort, der bis 1926 Longyear City hieß, wurde 1906 vom US-amerikanischen Unternehmer John Munroe Longyear als Bergarbeiterstadt gegründet. 1901 besuchte er Spitzbergen als Tourist und traf auf eine Expedition, die nach Kohle suchte. 1903 kehrte er zurück, um mit seinem Partner Frederick Ayer die norwegischen Claims auf der Westseite des Adventfjords zu kaufen und auszubauen. 1906 begann man mit dem Abbau in der Grube 1a, nachdem Docks und Unterkünfte gebaut wurden. Die Kohle wurde mit einer von der Leipziger Seilbahngesellschaft Adolf Bleichert & Co. gebauten Seilbahn über eine Strecke von 1,2 Kilometer vom Bergwerk zum Hafen transportiert. 1916 übernahm die Store Norske Spitsbergen Kulkompani (SNSK) den Bergbaubetrieb. 2024 war nur noch eine Mine in Betrieb, deren Ende aber bereits terminiert ist. Gebäude, Gerätschaften und auch die Seilbahn sind noch am ursprünglichen Ort, da man die Geschichte unbedingt erhalten möchte. Alle Spuren von Menschen aus der Zeit vor 1946 sind gesetzlich geschützt. Mine 3, in der von 1971 bis 1996 Kohle gefördert wurde, ist jetzt ein Bergbaumuseum.

Heute ist Longyearbyen ein kleiner, aber sehr moderner und fortschrittlicher Ort mit diversen Geschäften, Kneipen, Restaurants, Kindergärten, einer Schule, einem Schwimmbad, einem Kino, einer Tankstelle, einem Hafen und einem Flughafen. Im Februar jeden Jahres findet das PolarJazz statt, das nördlichste Jazzfestival der Welt. Seit 1995 gibt es immer im Juni mit dem Spitzbergen-Marathon den nördlichsten Marathonlauf der Welt.

Man lebt vorwiegend vom Tourismus und der Forschung. Es gibt eine Außenstelle des norwegischen Polarinstitutes (NPI). Das University Centre in Svalbard (UNIS) ist ein Zentrum mehrerer norwegischer Universitäten mit dem Ziel, die universitäre Forschung und Ausbildung in Arktischen Wissenschafts- und Technologiefeldern sicherzustellen und Spitzbergen als Forschungsort für arktische Studien zu etablieren. Zudem gibt es hier das Svalbard Global Seed Vault, ein "Saatgut-Tresor". Seine wichtigste Aufgabe ist die Lagerung einer Mindestanzahl von Saatkörnern der zur Ernährung wichtigen Lebensmittel wie Reis, Mais, Weizen, Kartoffeln, Früchte, Nüsse und Wurzelgemüse, die in einem Katastrophenfall ausgeliefert und nachgezüchtet werden können.

Nach Longyearbyen ist Barentsburg der zweitgrößte Ort auf Spitzbergen. Barentsburg liegt etwa 40 Kilometer Luftlinie südwestlich von Longyearbyen und ist im Winter mit dem Schneemobil und in der eisfreien Zeit mit dem Boot zu erreichen. Der Ort kann auch mit einem Linienhubschrauber erreicht werden. Durch den Spitzbergenvertrag erwarb Russland im Jahr 1920 die Rechte, dort Bergbau zu betreiben. Von ehemals über 1.400 Bewohnern in den 1990er Jahren sind noch rund 400 verblieben. Der Kohleabbau wird zunehmend unrentabel, auch hier gewinnen der Tourismus und die Forschung an Bedeutung.

Eine weitere Bergbausiedlung ist Pyramiden (der Name stammt von der pyramidenartigen Form des gleichnamigen Berges) am Billefjorden. Sie wurde 1910 von Schweden gegründet und 1927 an die Sowjetunion verkauft. In ihrer Blütezeit hatte die Siedlung über 1.000 Einwohner. Am 31. März 1998 wurde die letzte Tonne Kohle verschifft und der Ort wurde aufgegeben. Aus Sicherheitsgründen sind die meisten Gebäude für unbefugte Besucher geschlossen. Im Rahmen von geführten Touren können sie besichtigt werden. Pyramiden kann per Boot oder Schneemobil erreicht werden. 2013 wurde das Hotel Tulipan im größten Gemeinschaftsgebäude von Pyramiden eröffnet, die Restaurierung des Kinos wurde 2019 abgeschlossen. Im Winter leben und arbeiten hier max. 10 und im Sommer bis zu 50 Personen.

Eine der nördlichsten Siedlungen der Erde ist Ny-Ålesund (früher Kings Bay) an der Südseite des Kongsfjorden. Das norwegische Parlament hat beschlossen, dass Ny-Ålesund zum Hauptzentrum für die norwegische Forschung in Svalbard ausgebaut werden soll. Es ist ein internationales Forschungszentrum mit teilweise oder ständig besetzten Polarforschungsstationen. Im Winter leben hier etwa 30 Menschen, im Sommer rund 130.