Im Königreich Ayutthaya

Zu Besuch in der früheren Hauptstadt des siamesischen Königreichs, heute UNESCO-Welterbe

Ayutthaya (offizieller Name Phra Nakhon Si Ayutthaya) war von 1351 bis 1767 Hauptstadt des siamesischen Königreichs. Die Ruinen sind heute als Geschichtspark geschützt, gehören zum UNESCO-Welterbe und sind die wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt.

König Ramathibodi I. gründete Ayutthaya am 4. März 1351 als Hauptstadt seines neuen Königreiches. Von hier aus steuerte man den Handel mit Nationen wie China, Vietnam (Annam), Indien, Japan und Persien, später auch mit Portugal, Spanien, Holland und Frankreich. Der Hof von König Narai (1656–1688) hatte gute Beziehungen König Ludwig XIV., dessen Diplomaten die Stadt in Größe und Wohlstand mit Paris verglichen. Die Franzosen durften sogar eigene Handelsniederlassungen vor den Toren der Stadt eröffnen.

Um 1700 sollen in der Hauptstadt rund eine Million Einwohner gelebt haben. Im April 1767 wurde Ayutthaya von den Truppen des birmanischen Königs von Ava völlig vernichtet. Tempel und Paläste wurden geplündert und in Brand gesetzt, Kunstschätze und Büchereien, ebenso wie die Archive mit historischen Aufzeichnungen wurden vernichtet. Vor der riesigen Buddha-Statue des Phra Sri Sanphet wurden tagelang Feuer geschürt, um das Gold zu schmelzen, aus dem die Figur hergestellt war. Alle Menschen, wobei ein besonderes Augenmerk auf Künstler und Handwerker gelegt wurde, wurden zusammengetrieben und nach Birma gebracht, wo allerdings nur wenige ankamen. Schlussendlich war die große Stadt völlig menschenleer.

Wat Phra Si Sanphet


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Ein Chedi, links daneben ein Mondop

Wat Phra Si Sanphet war der königliche Tempel auf dem Gelände des alten Königspalastes in Ayutthaya. Beauftragt wurde der Bau von Borommatrailokanat, der zwischen 1448 und 1488 König des Königreichs Ayutthaya war. Es sollte der größte und schönste Tempel im Königreich werden. Die Nutzung sollte der königlichen Familie vorbehalten sein, ein Wohnbereich für Mönche war nicht vorgesehen. Der Wat wurde ausschließlich für königliche Zeremonien benutzt. Als Vorbild diente Wat Mahathat in Sukhothai im nördichen Thailand, damals der wichtigste Tempel des Reiches.

Die eigentliche Geschichte des Tempels begann um 1491. In diesen Jahr starb Borommarachathirat III, ältester Sohn von Borommatrailokanat, der für drei Jahre von 1488 bis 1491 das Amt des Königs übernahm. Nun folgte sein jüngerer Buder, der unter dem Namen Ramathibodi II von 1491 bis 1529 herrschte. Er ließ zwei Chedis errichten. Der östliche Chedi war für die Asche seines Vaters bestimmt, der westliche für seinen Bruder. 1499 ließ er eine Versammlungshalle bauen, um eine stehende Buddha-Statue namens „Phra Si Sanphet” unterzubringen. Ihr Name wurde später auf die gesamte Tempelanlage übertragen. Ramathibodi II starb 1529. Zu seinen Ehren wurde der dritte Chedi errichtet.

Begriffe:

  • Ein Wat ist ein von einer Mauer umschlossener Gebäudekomplex, der hauptsächlich religiösen Zwecken dient
  • Ein Chedi ist ein kuppelförmiges, halbkugelförmiges Bauwerk, in dem Reliqien oder die Überreste buddhistischer Mönche aufbewahrt werden. Ein Chedi gilt zudem als Ort der Meditation und Ziel für Pilgerfahrten
  • Ein Mondop ist quadratische Gebäude, in dem Kultgegenstände aufbewahrt wurden
  • Ein Ubosot (oder kurz Bot) ist das heiligste Gebäude in einem Wat. Hier halten die Mönche ihre wichtigen Zeremonien ab
  • Ein Viharn (oder Wihan) ist eine Halle für Zeremonien, an der auch Laien teilnehmen dürfen
  • Ein Sala ist ein offener Pavillon als Platz zum Verweilen und als Treffpunkt für Pilger

Um das gesamte Areal zog sich eine hohe Mauer. Es gab vier Tore, eines in jede Himmelsrichtung. Innen entlang der Mauer standen abwechselnd kleine Chedis und niedrige Salas. Neben den drei vergoldeten Chedis gab es drei vergoldete Mondops und zwei riesige Viharns. Die Chedis sind die einzigen Gebäude, die restauriert wurden. Von allen anderen sind nur noch die Grundmauern zu sehen.


Wat Yai Chai Mongkhon


Der Legende wurde das „Kloster des glückverheißenden Sieges” von Ramathibodi I., dem ersten König des Königreichs Ayutthaya gegründet. Er regierte von 1350 bis 1369. Den Königlichen Chroniken von Ayutthaya zufolge ordnete er die Exhumierung von zwei Choleraopfern an, bei denen es sich um die Prinzen „Chao Keo” und „Chao Thai” handelte. Nach der Einäscherung ihrer sterblichen Überreste errichtete der König hier einen Tempel namens Wat Pa Keo (Kloster des Kristallwaldes) und ließ zu ihren Ehren einen Chedi und einen Viharn bauen. Eine Gruppe von Mönchen, die in srilankischer Meditation ausgebildet waren, erhielt die Kontrolle über das Kloster. Während der Regierungszeit von König Naresuan (1590 bis 1605) wurde im Tempel ein großer Chedi errichtet oder vielleicht auch nur umgebaut. Er wurde zu Ehren des Sieges des Königs über den burmesischen Kronprinzen in einer Schlacht mit Elefanten errichtet. Der Chedi erhielt den Namen Phra Chedi Chaya Mongkhon, was wahrscheinlich zum heutigen Namen des Tempels und seiner Verbindung mit „glückverheißendem Sieg” führte.

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Der allgemeine Grundriss des Wat entspricht dem anderer großer Tempel aus der Ayutthaya-Zeit. Der Chedi in der Mitteist mit einer Höhe von 60 Metern jedoch ungewöhnlich groß. Im Nordosten des Tempels befinden sich die Ruinen eines Viharn, der in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet ist und eine große Statue des liegenden Buddha beherbergt, die während der Regierungszeit von König Naresuan errichtet wurde. Sie ist insofern ungewöhnlich, als die Augen des Buddha weit geöffnet sind.

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Der große Chedi

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Buddha-Statue vor dem
Aufgang zum Chedi

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Aufgang zum Chedi

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Auf der Galerie

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Im Inneren des Chedi

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Blick in die Reliquienkammer
im Inneren des Chedi

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Blick von der Galerie, vorne eine
Reihe identischer Buddha-Statuen

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Blick von der Galerie
auf die Überreste des Viharns


Bang Pa-In Royal Palace


Der Königspalast Bang Pa-In, auch bekannt als Sommerpalast, ist ein Palastkomplex, der früher von den thailändischen Königen genutzt wurde. Ihr Ursprung geht zurück auf die Zeit um 1630. Zu Ehren der Geburt und insbesondere des Geburtsortes seines Sohnes ließ König Prasat Thong ein Kloster und einen Sommerpalast errichten. Nach der Zerstörung von Ayutthaya durch die Birmesen lag auch diese Anlage in Trümmern. Erst 100 Jahre später beschloss König Mongkut (Rama IV.) einen neuen Palast zu errichten. Es war sein Nachfolger König Chulalongkorn (Rama V.), der die meisten Gebäude zwischen 1872 und 1889 erbaute. Er war auch der erste thailändische Monarch, der Westeuropa besuchte, den westlichen Kalender einführte und sich für einige der europäischen Architekturstile begeisterte. So entstanden auf einer Fläche von rund 220.000 Quadratmetern ein künstlicher See, Landschaftsgärten und eine spannende Mischung aus thailändischer, chinesischer und europäischer Architektur.

Das Torhaus Thewarat Khanlai


Der See diente als Trennlinie zwischen dem Außenbereich und dem Innenbereich. Der Außenbereich war vorgesehen für die offiziellen Staatsgebäude und durfte auch von „normalen” Menschen betreten werden. Der Innenbereich mit seinen Palästen war ausschließlich der königlichen Familie vorbehalten. Die Verbindung auf dem Landweg erfolgte durch ein kunstvolles Torhaus mit der Bezeichnung "Thewarat Khanlai".

Gartenanlage
Gartenanlage

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Gartenanlage

Elefantenfamilie
Eine Elefantenfamilie


Noch heute ist Bang-Pa-In ein offizieller Königspalast. Allerdings ist der König von Thailand nur selten anwesend und das zumeist nur für offizielle Zeremonien und zum Empfang hochrangiger Würdenträger. Die Anlage ist für Besucher zugänglich und wird gerne als ein historischer Park betrachtet.

Phra Thinang Warophat Phiman
Phra Thinang Warophat Phiman

Saphakhan Ratchaprayun
Saphakhan Ratchaprayun

Phra Thinang Wehart Chamrun
Phra Thinang Wehart Chamrun


Phra Thinang Warophat Phiman (übersetzt: „ausgezeichnete und strahlende himmlische Wohnstätte") ist die Residenz des Königs. Die einstöckige Villa wurde ursprünglich 1876 von König Chulalongkorn erbaut und umfasst einen Thronsaal und staatliche Empfangsräume. Sie wird noch heute gelegentlich vom thailändischen König genutzt. Wenn der König nicht anwesend ist, wird sie für Besucher geöffnet.

Saphakhan Ratchaprayun ist ein zweistöckiges Gebäude, das vom Stil und der Farbgebung der Residenz des Königs gleicht. Es wurde ebenfalls von König Chulalongkorn erbaut und war für die Unterbringung seiner Brüder gedacht. Heute ist es eine Ausstellungshalle und dient als königliches Museum für Relikte aus der Geschichte des Palastes.

Auch Phra Thinang Wehart Chamrun ist ein königlicher Palast, der sich jedoch stark von der Königsresidenz unterscheidet. Es ein typisch chinesischer Stil. Das ist nicht verwunderlich, denn das Gebäude wurde 1889 als Geschenk der chinesischen Handelskammer an den König von Siam erbaut. Im Inneren befindet sich ein Thronsaal mit tiefroter Lackverzierung, ornamentalen Fliesen und schweren Möbeln aus dunklem Ebenholz. Der Palast ist für Besucher zugänglich, das Fotografieren im Inneren ist nicht gestattet.

Thewarat Khanlai
Thewarat Khanlai

Aisawan Thiphya
Aisawan Thiphya

Ho Withun Thasana
Ho Withun Thasana

Thewarat Khanlai (übersetzt: „Das Tor des voranschreitenden Gottkönigs") diente als Verbindung zwischen Außenbereich und dem Innenbereich des Palastkomplexes. 

Aisawan Thiphya (übersetzt "der göttliche Sitz der persönlichen Freiheit” ist das einzige wirklich authentische Gebäude im thailändischen Stil. Es steht auf einer Plattform inmitten des Sees. Ein Pavillon dieser Art wurde bereits 1632 anlässlich der Geburt von König Prasat Thongs Sohn, dem späteren König Narai, erbaut. Das heutige Gebäude wurde 1876 unter der Herrschaft von Chulalongkorn entworfen. Eine Bronzestatue in der Mitte des Pavillons stellt König Chulalongkorn dar. In Thailand werden diese Art Gebäude "Sala" genannt. Sie dienen als Treffpunkt, schützen vor Sonne und Regen und sind nach allen Seiten offen.

Ho Withun Thasana (übersetzt "der Aussichtspunkt der Weisen” wurde in der Nähe des chinesischen Palastes errichtet, um die Umgebung des Palastgeländes zu überblicken. Seine Funktion war jedoch nie als Wachturm zur Verteidigung gedacht. Vielmehr wurde es von königlichen Gästen als Observatorium genutzt, um die umliegende Landschaft oder sogar den Himmel über ihnen zu beobachten. König Chulalongkorn, der Ho Withun Thasana 1881 errichten ließ, war angeblich auch ein begeisterter Amateurastronom.

Phra Thinang Uthayan Phumisathian ist ein vergleichsweise schlichtes zweistöckiges Haus. Es wurde 1877 im Stil eines Schweizer Chalets erbaut und diente als Gästehaus. Das ursprüngliche Gebäude wurde 1938 bei einem Brand zerstört. Lediglich der Wassertank, getarnt als neugotischer Zinnenturm blieb verschont. Das Gebäude wurde 1996 auf Wunsch von Königin Sirikit wieder aufgebaut. Sie war Königin von Thailand von 1950 bis 2016.

Phra Thinang Uthayan Phumisathian
Phra Thinang Uthayan Phumisathian

Brücke im römischen Stil
Brücke im römischen Stil

Zinnenturm
als Zinnenturm getarnter Wassertank

Residenz
Kleine Residenz für eine Frau des Hofes

Sunanda Kumariratana Memorial
Sunanda Kumariratana Memorial

"Rajanusorn
Rajanusorn Memorial


Das Sunanda Kumariratana Memorial ist der ersten Frau von König Chulalongkorn (Rama V.) gewidmet. Im Jahr 1881 beförderte eine königliche Barke die neunzehn jährige Königin und ihre einjährige Tochter, Prinzessin Kannabhorn Bejraratana, auf dem Chao Phraya Fluss nach Bang Pa-In. Das Dampfschiff Sorawan kollidierte mit ihrem königlichen Boot. Die königliche Barke kenterte, Sunanda Kumariratana und ihre Tochter überlebten nicht.

Es gibt einen viel zitierten Mythos, nachdem die Verehrung der Monarchie so groß war, dass es den Bürgern unter Androhung der Todesstrafe verboten war, ein Mitglied der königlichen Familie zu berühren. Aus Angst vor dieser drastischen Strafe hat keiner der Umstehenden geholfen, sondern zugesehen, wie die Königin und ihre Tochter ertranken. Diese Geschichte ist nicht korrekt. Das Tagebuch des Königs berichtet, dass Bootsleute ins Wasser sprangen, die Königin und ihre Tochter aus den verhedderten Vorhängen befreiten und sie zu einem anderen Boot trugen, wo Begleiter vergeblich versuchten, sie wiederzubeleben. Niemand sonst kam bei dem Unfall ums Leben. Die Vorbereitungen für die Beerdigung dauerten 10 Monate. Die Trauerfeier begann erst am 10. März 1881 und endete zehn Tage später am 20. März mit einer Prozession.

Die zweite Marmorsäule, das Rajanusorn Memorial, erinnert an die Prinzessin Saovabhark Nariratana. Sie war die sechste Frau von König Chulalongkorn (Rama V.) Sie starb 1887 zusammen mit ihren drei Kindern. Sie war 34 Jahre alt, die Kinder 18 Monate, sechs und neun Jahre alt. Das Denkmal zeigt ihre Portraits.


Tiere in den Anlagen


In den Parkanlagen und Ruinen sind neben den interessanten Gebäuden erfreulicherweise auch einige Tiere zu entdecken. Dazu einige Beispiele.

Copsychus saularis
Dajaldrossel
(Copsychus saularis)
im Königspalast Bang Pa-In

Acridotheres tristis tristis
Hirtenmaina
(Acridotheres tristis tristis)
im Königspalast Bang Pa-In

Acridotheres grandis
Langschopfmaina
(Acridotheres grandis)
im Königspalast Bang Pa-In

Passer montanus
Feldsperling
(Passer montanus)
im Königspalast Bang Pa-In

Vanellus indicus
Rotlappenkiebitz
(Vanellus indicus)
im Königspalast Bang Pa-In

Geopelia striata
Sperbertäubchen
(Geopelia striata)
im Königspalast Bang Pa-In

Heosemys annandalii
Tempelschildkröte
(Heosemys annandalii)
im Wat Yai Chai Mongkhon

Barbonymus gonionotus
Silberbarbe
(Barbonymus gonionotus)
im Königspalast Bang Pa-In

Toxotes chatareus
Gefleckter Schützenfisch
(Toxotes chatareus)
im Königspalast Bang Pa-In

Cuora couro kamaroma
Hinterindische Scharnierschildkröte
(Cuora couro kamaroma)
im Wat Yai Chai Mongkhon

Calotes emma emma
Emmas Schönechse
(Calotes emma emma)
im Wat Phra Si Sanphet

Callosciurus finlaysonii
Finlayson-Hörnchen
(Callosciurus finlaysonii)
im Wat Phra Si Sanphet